Der Weg zur Rohkost

 

Nach meiner Geburt 1972 erlebte ich zunächst eine gutbürgerliche deutsche Kindheit, mit Erbsen und Möhrchen,

Spinat und Spiegelei, Sauerkraut und Kartoffelpüree, Sonntagsbraten, Brot mit Käse, Fleischwurstscheibe an der Metzger-Theke...

Meine Mutter machte noch viel selbst und mein Vater hatte einen kleinen Garten, der uns mit Obst und Salaten bereicherte.

Auf ihre Art und Weise haben meine Eltern auch viel Wert auf Gesundheit gelegt und mir dies mitgegeben, vielen Dank dafür!

Später kam dann mehr und mehr der „Segen“ der modernen Supermärkte ins Haus, was bedeutete mehr Süßigkeiten, Fertigprodukte, etc.

 

Trotzdem war ich nach dem Abitur daran interessiert, Ernährungsberaterin zu werden, da ich schon glaubte, das Gesundheit von einem gesunden Leben kommt. Also fing ich eine Ausbildung zur Diätassistentin an. Die erste Woche in der Krankenhausküche machte dem ganzen jedoch ein jähes Ende, da ich alles schrecklich fand. Ich hatte mich auch wohl falsch informiert, dieser Beruf war ja mehr der einer spezialisierten Köchin, ich jedoch wollte Menschen beraten! Und obwohl ich noch gerne alles aß, fand ich kochen schon damals schrecklich. Es war nie mein Hobby, meine Leidenschaft, ich war immer froh, wenn andere gekocht haben...

Auch deswegen bin ich so glücklich mit meiner Lebensweise, alles ist so viel einfacher!

Dieses Aufpassen, dass nichts anbrennt, nichts verkocht, alles gleichzeitig fertig wird und auch noch allen schmeckt...

Ich weiß, dass es für viele Spaß und Freude bedeutet und ich möchte das auch niemandem absprechen, aber es war einfach nie meine Welt, mich mit all dem auseinander zu setzen, es hat mich einfach nicht interessiert.

Und da stand ich nun in einer Großküche! Und so richtig glauben, dass dieses Essen im Krankenhaus zu Gesundheit beitragen würde, konnte ich schon damals nicht...

Nach 3 Tagen bin ich gegangen und habe das Ganze abgebrochen.

Ernährungswissenschaften zu studieren kam für mich ebenfalls nicht in Frage, denn Chemie war auch nicht so mein Ding und ich hatte Sorge, dass ich dann sowieso nicht alles verstehen würde.

Im Nachhinein bin ich ganz erleichtert, dass es insgesamt so gekommen ist, hätte ich doch vieles gelernt, was ich heute gar nicht mehr brauche und an was ich gar nicht mehr glaube...

 

Stattdessen machte ich zuerst eine Ausbildung zur Erzieherin und kam dadurch erst einmal ziemlich weg von diesem Thema, auch privat...

In den jungen Erwachsenenjahren änderte sich dann nämlich meine Lebensweise. Statt gbK gab es mehr Pizza, Nudeln, Fritten, Döner etc. Auch inspiriert durch die klassische Gesellschaft Kaffee, Zigaretten und Alkohol, obwohl ich das als Kind immer schrecklich fand.

Die ganzen Genußdrogen schmeckten mir auch zunächst gar nicht, wollte aber mitmachen, dazugehören, verband es mit erwachsen werden... Also machte ich mir den Kaffee mit Milch und Zucker schmackhaft, das Bier mit Limo und wenn ich angedüdelt war ging es auch mit den ersten Zigaretten... Später ging auch Kaffee schwarz, Bier pur und Zigaretten immer und mehr... Chips und Schokolade nicht zu vergessen! Partyjahre eben, vom Dorf in die Großstadt, das volle Programm.

Bin ich froh, dass ich noch die Kurve gekriegt habe, wenn ich das heute so betrachte! Es hat eben ein bisschen gedauert.

 

Als ich mit Anfang 20 den ersten Veganer kennengelernt habe, dachte ich noch, was für ein abgefahrener Spinner!

Vegetarisch leben war für mich schon verständlich obwohl ich das auch noch nicht machte, aber Milch und Käse waren doch bitte schön Grundnahrungsmittel, das wollte mir so gar nicht in den Kopf! Das erste Buch dazu wenig später überzeugte mich zwar dann, aber ich war einfach noch nicht in der Lebenssituation dies auch umzusetzen. Arbeit, Clique und die alten Gewohnheiten hielten mich in ihrem Bann. Nach 3 Tagen gab ich es wieder auf, wusste nicht, was ich noch essen sollte.

Damals fehlte mir auch einfach die Zeit und Energie, meine Ernährung umzustellen.

 

Mit Mitte 20 jedoch begann ich langsam wieder aufzuwachen und umzudenken.

Der Alkohol störte mich immer mehr und machte mir auch Sorgen, ich wollte keine Probleme damit bekommen. Ebenso ging es mir mit den Zigaretten, ich fühlte mich so abhängig und wollte wieder frei sein.

Von dem ganzen Geld, dem Gestank und den Nebenwirkungen von allem mal ganz abgesehen!

Ich las ein motivierendes Nichtraucherbuch und schaffte es damit tatsächlich aufzuhören.

War das schön! Den Alkohol konnte ich Gott sei dank von heute auf morgen stehenlassen, ich hatte einfach keinen Bock mehr. Wahrscheinlich habe ich auch einen guten Zeitpunkt erwischt, hatte mich ja gedanklich schon länger damit befasst und war dann einfach so weit.

Nun ging es immer weiter. Der berufliche Wechsel in einen Bioladen gab mir den nächsten Schub. Jetzt gab es Tee statt Kaffee, braunen statt weißen Zucker, Biokäse und Vollwertbrot, pflanzliche Aufstriche, Tofu, Säfte etc.

Dann das Buch „Fit For Life“ von den Diamonds und ich machte Trennkost und wurde mehr und mehr vegetarisch.

Ich dachte ich würde jetzt soo gesund leben, ich glaubte, ich hätte es geschafft!

 

Nach ungefähr einem halben Jahr bin ich dann auf einem Flohmarkt über das Buch von

Helmut Wandmaker „Willst Du gesund sein, vergiss den Kopftopf“ gestolpert.

Der Titel machte mich neugierig und für 50 Cent sollte sich bald mein ganzes Leben ändern!

Trotz des etwas schwierigen Schreibstils las ich das Buch an einem Tag durch.

Die Wahrheit, die ich hinter den Zeilen fand war für mich so einleuchtend, es gab kein zurück. Noch bevor ich es zu Ende gelesen hatte war für mich klar, dass ich das machen wollte!

Ich räumte sofort meine Küche um und verschenkte wenige Tage später meinen Herd.

Voller Begeisterung aß ich tagsüber viel Obst und abends einen großen Salat und das funktionierte auch recht gut. Ich begann den Fernlehrgang des Fit For Life Kollegs zur Gesundheitspraktikerin der natürlichen Gesundheitslehre und wollte wieder Ernährungsberaterin werden!

 

Doch bevor es soweit war, sollte es noch eine Weile dauern. Es braucht eben nicht nur ein Zertifikat und das theoretische Wissen sondern auch viel Erfahrung. Etliche Rohkost-Experimente später sehe ich mich heute in der Lage dazu. Es ist auch mir nicht von Anfang an gelungen, das zu leben woran ich glaube und ich habe noch viele Fehler gemacht. Nun fühle ich mich authentisch und echt, lebe das woran ich glaube, kenne viele Fallen und klassische Probleme und weiß Lösungen.